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02.09.2024

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Die Ideenphase von Science4Life

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Das nachhaltige Leder – Revoltech im Interview

26.02.2024

Tierische Produkte haben in der Regel einen höheren CO2-Fußabdruck als vegane Alternativen und gelten deshalb als weniger nachhaltig. Der Begriff Vegan lässt hierbei meistens auf die Ernährungsweise schließen, doch umfasst es noch viel mehr. Allein in Deutschland werden jährlich rund acht Millionen Quadratmeter Leder produziert, 75 Prozent davon für Autos und Möbel. Auch in diesem Bereich können vegane Alternativen eingesetzt werden, um die Umweltbelastung zu senken. Science4Life-Alumni Revoltech entwickelt eine dieser Lederalternativen und hat bereits mit einem namhaften Automobilhersteller zusammengearbeitet und gerade sein erstes eigenes Produkt herausgebracht. Im Science4Life-Interview verrät Gründer Lucas Fuhrmann, warum er sich dafür entschieden hat, Leder nachhaltiger zu machen und welche Pläne das Start-up für die Zukunft hat.    Was macht euer Start-up? Revoltech hat sich auf die Entwicklung und Herstellung von LOVR™, einer nachhaltigen und biologisch abbaubaren Lederalternative, konzentriert. LOVR™ wird aus landwirtschaftlichen Hanffaser-Reststoffen hergestellt und bietet damit eine umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichem Leder und Kunstleder. Welche Intention hattet ihr bei der Gründung? Bei der Gründung von Revoltech lag der Fokus darauf, eine nachhaltige Lösung für die Textil- und Lederindustrie zu schaffen. Das Ziel war es, ein Produkt zu entwickeln, das sowohl umweltfreundlich als auch praktisch ist und die negativen Auswirkungen der traditionellen Lederproduktion auf die Umwelt reduziert. Inwiefern war Science4Life dabei für euch von Bedeutung? Die Teilnahme am Science4Life Venture Cup war für Revoltech von großer Bedeutung. Es bot uns nicht nur eine Plattform, um unsere Ideen zu präsentieren und Feedback zu erhalten, sondern auch Zugang zu einem Netzwerk von Experten, Mentoren und potenziellen Investoren. Die Anerkennung und Unterstützung durch Science4Life half uns, unser Geschäftsmodell zu validieren und unsere Sichtbarkeit in der Branche zu erhöhen. Welcher ist der größte Fehler, den ihr bei der Gründung gemacht habt? Was habt ihr daraus gelernt? Einer der größten Fehler war es, die Herausforderungen der Skalierung unseres Produktionsprozesses zu unterschätzen. Wir lernten schnell, dass es entscheidend ist, flexibel zu bleiben, sich anzupassen und kontinuierlich zu testen, um die Qualität und Konsistenz unseres Produkts bei größeren Produktionsmengen sicherzustellen. Wie sieht eure Lederalternative heute im Vergleich zum ersten Prototypen aus? Der heutige Stand von LOVR™ ist das Ergebnis jahrelanger Experimente und Verbesserungen. Im Vergleich zum ersten Prototypen haben wir sowohl die Haptik als auch die Optik deutlich verbessert. LOVR™ fühlt sich jetzt weicher an und hat eine ansprechendere Ästhetik, die besser mit traditionellem Leder konkurrieren kann. Ihr habt Ende letzten Jahres euer erstes eigenes Produkt gelauncht. Welche weiteren Produkte sind geplant? Wir planen, LOVR™ als Produkt auf den Markt zu bringen, um verschiedene Branchen wie Mode und Automobilindustrie zu bedienen. Ohne zu viel zu verraten, arbeiten wir an einigen spannenden neuen Anwendungen für LOVR™, die dessen Vielseitigkeit und Nachhaltigkeit weiter unterstreichen werden. Was waren die größten Herausforderungen von der Planung bis zum Launch? Eine der größten Herausforderungen war die Sicherstellung der Produktqualität und -konsistenz bei gleichzeitiger Skalierung der Produktion. Außerdem war es eine große Herausforderung, die richtigen Partner für die Lieferkette und Produktion zu finden, die unsere Nachhaltigkeitswerte teilen. Warum muss man heutzutage Nachhaltigkeit in den Prozessen schon ab dem Geschäftskonzept/Businessplan mitdenken? Die heutige Zeit ist von Umweltkrisen wie Klimawandel, Erschöpfung der Ressourcen und Umweltverschmutzung geprägt. Somit ist es unerlässlich, Nachhaltigkeit bereits im Kern des Geschäftskonzepts und des Businessplans zu verankern. Bei Revoltech sind wir uns unserer ökologischen Verantwortung bewusst. Dieses Bewusstsein ist der Grundstein unserer Forschung. Unsere Mission, eine nachhaltige Alternative zu traditionellen Materialien zu bieten, spiegelt die Dringlichkeit wider, mit der wir die Herausforderungen unserer Zeit angehen müssen. Darüber hinaus erfordert die aktuelle Marktdynamik eine transparente und authentische Kommunikation über die Umweltauswirkungen von Produkten. Kunden und Investoren fordern zunehmend nachhaltige Lösungen und bevorzugen Unternehmen, die eine klare Vision für eine nachhaltige Zukunft haben. Wer Nachhaltigkeit in jedem Schritt des Prozesses einbettet, positioniert sich als verantwortungsbewusster Akteur auf einem globalen Markt. Die Einbeziehung der Nachhaltigkeit von Grund auf hat auch uns die Türen zur Innovation geöffnet und es uns ermöglicht, Prozesse zu überdenken und neu zu gestalten, um die Effizienz zu steigern und die Auswirkungen zu verringern. So schaffen wir von Anfang an ein Produkt, welches sowohl für die Umwelt als auch für die Gesellschaft von Vorteil ist. Wir setzen nicht nur auf kurzfristige Gewinne, sondern fördern Innovationen, die über konventionelle Grenzen hinausgehen. Auf diese Weise können wir Materialien wie LOVR™ entwickeln, die nicht nur umweltfreundlich, sondern auch vollständig biologisch abbaubar und recycelbar sind.   Wir sind überzeugt, dass die Berücksichtigung von Nachhaltigkeit im Geschäftskonzept eine Investition in die Zukunft ist – eine Zukunft, in der Unternehmen führend sein werden, indem sie innovative, umweltfreundliche Lösungen bieten, die den Planeten schützen und gleichzeitig neue Wachstums- und Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen. Ihr habt mit dem Automobilhersteller KIA für ein Konzeptauto zusammengearbeitet. Wie kam es dazu und sind weitere Projekte wie dieses geplant? Die Zusammenarbeit mit KIA entstand aus unserem gemeinsamen Interesse an nachhaltigen Materiallösungen. Diese erfolgreiche Partnerschaft hat die Tür für weitere Kooperationen in der Automobilindustrie geöffnet. Wir planen definitiv, ähnliche Projekte in der Zukunft zu verfolgen. Was sind eure Pläne für 2024? Für 2024 planen wir, unsere Marktposition weiter zu stärken, unsere Produktionskapazitäten zu erweitern und neue Partnerschaften in verschiedenen Branchen zu etablieren. Unser Ziel ist es, LOVR™ als führende nachhaltige Lederalternative auf dem Markt zu etablieren und einen positiven Einfluss auf die Textilindustrie zu haben.  

Mobility, KI und Space – Ein Ausblick auf die Gründerszene 2024

31.01.2024

Die Fokusthemen der letzten Jahre bleiben auch in diesem Jahr stark präsent in der Gründerszene: Neben den Themen Nachhaltigkeit und neuen Energien wird vor allem Künstliche Intelligenz in 2024 noch stärker im Mittelpunkt stehen. Worauf wir dieses Jahr am meisten gespannt sind: Die Gründerszene im All. Für Space-Start-ups eröffnen sich voraussichtlich ab Mitte des Jahres weitere Möglichkeiten außerhalb der Erdatmosphäre. Wie sich aktuelle Trends entwickeln, wo die Zahlen gerade stehen und welche weiteren Tendenzen es im deutschen Start-up-Ökosystem gibt, analysieren wir im Blogbeitrag.  Aktuelle Entwicklungen Mit Blick auf die Start-up-Zahlen des letzten Jahres wird schnell klar, dass vor allem der Energie-Sektor weiterhin an Relevanz gewinnt. Im Branchenvergleich wächst er in 2023 anteilig von 3,9 auf 4,9 Prozent. Vor allem im Hinblick auf die Nachhaltigkeitsziele der Bundesregierung ist ein weiteres Wachstum für 2024 sehr wahrscheinlich: Denn es werden weiterhin Innovationen benötigt, um diese zu erreichen. Mit einher geht die stabil bleibende Zahl an Mobility-Start-ups im Land: Vor allem Unternehmen im Bereich Elektromobilität sammeln Millioneninvestitionen ein und bringen einige innovative Lösungen auf den Markt. In Sachen IT verzeichnet die Szene ein starkes Wachstum an Unternehmen im Software-as-a-Service-Bereich (SaaS). Allein von 2022 auf das Jahr 2023 ist der Anteil von Unternehmen in diesem Bereich um rund 5 Prozent gestiegen. Jedes dritte deutsche Start-up bedient aktuell dieses Geschäftsmodell.  KI verändert Unternehmensprozesse Nachdem 2023 bereits als das Jahr der KI tituliert wurde, werden sich in diesem Jahr vor allem im Start-up-Bereich die Fortschritte noch deutlicher abzeichnen. Seit 2018 ist der Einfluss der Technologie innerhalb der Szene um knapp 50 Prozent gewachsen – und es geht immer schneller. Die Technologie ist sowohl in Unternehmensprozessen als auch in Geschäftsmodellen fester Bestandteil und zukunftsfähiger als jemals zuvor. Tools wie ChatGPT erleichtern die Arbeit der Unternehmen enorm, während gleichzeitig viele Start-ups eigene KI-Tools auf den Markt werfen. Ob Chatbots, KI-gestützte Software im Medizin-Bereich oder Smart Charging von E-Autos – überall da, wo optimiert werden kann, wird Künstliche Intelligenz auch eingesetzt. Doch das relevanteste KI-Thema wird in diesem Jahr wohl die Regulierung der Technologie sein und die Beantwortung der Frage, ob das europäische Gründer-Ökosystem mit China und den USA in Zukunft mithalten kann. Bis zur Unendlichkeit Läuft alles nach Plan, können sich Space-Start-ups in diesem Jahr freuen: Die europäische Trägerrakete Ariane 6 soll Mitte des Jahres endlich starten. Ein erster Flug war ursprünglich bereits für Ende 2020 geplant – nach rund dreieinhalbjähriger Wartezeit soll sie im Sommer europäische Satelliten in den Weltraum bringen. Dabei soll dies sowohl für öffentliche als auch kommerzielle Satelliten möglich und merkbar günstiger als mit ihrer Vorgängerrakete Ariane 5 sein. Vor allem in Hinblick auf die Finanzierung solcher Missionen könnte das Space-Start-ups neue Möglichkeiten eröffnen, um beispielsweise eigene Satelliten in die Erdumlaufbahn zu bringen. Neue Möglichkeiten soll auch die mobile Startplattform für Microlauncher bieten, die im April in der Nordsee in Betrieb gehen soll. Von dort aus können kleine Trägerraketen ins All geschossen werden, die beispielsweise Kleinsatelliten befördern. Das steigert die Wettbewerbsfähigkeit und bringt die deutsche New-Space Branche einen Schritt nach vorne. Start-ups in 2024 2023 war ein schwieriges Jahr für die Szene: Die Zahl der Neugründungen sank um etwa 5 Prozent und die Kapitalbeschaffung wurde schwieriger. Gleichzeitig bietet 2024 einen positiven Ausblick auf viele Potenziale. Kritischster Punkt wird hier nicht die fehlende Innovationskraft sein, sondern der regulatorische Balanceakt der Europäischen Union: Wo gilt es, Verbraucher zu schützen und wo sollten Unternehmen ihren Freiraum behalten, um Lösungen für Probleme wie den Klimawandel zu entwickeln. Vor allem neue Space-Technologien könnten das All als Forschungsterrain demokratisieren und Unternehmen aus verschiedensten Bereichen zusammen bringen, um beispielsweise neue Medikamente zu testen, künstliche Organe in der Schwerelosigkeit zu züchten oder gar die Mobilitätsthematik, im wahrsten Sinne, in andere Sphären zu heben. Quellen: Deutscher Startup Monitor 2022 & 2023 Scale Now: 4 Trends, die 2024 die Startup Szene prägen Forschungsquartett: Ariane 6 Startup Verband: Die Automotive-Branche im Wandel: Innovationspotenziale durch Mobility-Startups

Die Konzeptphase von Science4Life

13.12.2023

Noch bis zum 8. Januar 2024 können sich Start-ups für die Konzeptphase des Science4Life Businessplan-Wettbewerbs registrieren und ihre innovativen Geschäftskonzepte einreichen. Neben exklusivem Feedback durch die Science4Life-Experten profitieren Gründerteams vom großen Netzwerk und Weiterbildungsangeboten, wie den Science4Life Academy-Days. Die Konzeptphase zielt als zweite Phase des Science4Life Businessplan-Wettbewerbs darauf ab, Gründer aus den Branchen Life Sciences, Chemie und Energie auf ihrem Weg zum Businessplan zu unterstützen. Was ist eigentlich die Konzeptphase? Die Konzeptphase ist die zweite Wettbewerbsphase des Science4Life Businessplan-Wettbewerbs. Sie folgt auf die Ideenphase und bereitet die Teilnehmer auf die dritte und letzte Phase, die Businessplanphase, vor. In der Konzeptphase können Gründerteams ihr Geschäftsvorhaben und ihren Zielmarkt konzeptionell ausarbeiten. Das bietet jungen Unternehmerteams die Möglichkeit, ihre Gründung von Profis mit jahrelanger Praxiserfahrung einschätzen zu lassen und Feedback von den Science4Life-Experten zu erhalten. Wer kann an der Konzeptphase teilnehmen? Die Teilnahme an der Konzeptphase steht allen Start-ups aus den Bereichen Life Sciences, Chemie und Energie offen – unabhängig davon, ob sie bereits an der Ideenphase teilgenommen haben. Teilnahmeberechtigt sind alle Teams mit Gründungsabsicht sowie Unternehmen, deren Gründung nach dem 1. September 2022 erfolgt ist. Gründerteams aus der Life Sciences und Chemie Branche nehmen am Science4Life Venture Cup teil. Die Teilnahme am Science4Life Energy Cup steht allen Gründern aus dem Bereich Energie offen. Wie läuft die Teilnahme ab? Um an der Konzeptphase des Science4Life Venture Cup und Science4Life Energy Cup teilzunehmen, müssen Gründerteams ihr Geschäftskonzept vorstellen. Das muss in Form eines Read Decks stattfinden. Bei der Gliederung und Formulierung des Read Decks hilft auch das speziell für Science4Life entwickelte Handbuch . Gründerteams können dieses hier kostenlos downloaden.  Die Beiträge können bis zum 8. Januar 2024 , 23:59 Uhr, online im Science4Life-Portal als PDF-Datei hochgeladen werden. Nach erfolgreicher Teilnahme werden die fristgerecht eingereichten Wettbewerbsbeiträge durch verschiedene Branchenexperten begutachtet und bewertet. Das Science4Life Experten-Netzwerk besteht aus mehr als 200 Institutionen und Unternehmen, die den Grundstein für einen regen Informations- und Erfahrungsaustausch bilden. Beteiligt sind Experten aus dem öffentlichen Recht, national und international agierende Konzerne, Patent- und Rechtsanwaltskanzleien, Universitäten und Hochschulen oder ehemalige Teilnehmer des Businessplan-Wettbewerbs. Durch dieses breit gefächerte Expertenwissen ist es möglich, die Teilnehmer auf jedem Fachgebiet ausgezeichnet zu unterstützen. Bei der Konzeptprämierung am 13. März 2024 werden die fünf besten Teams des Science4Life Venture Cup sowie die drei besten Teams des Science4Life Energy Cup prämiert. Warum an der Konzeptphase des Science4Life Businessplan-Wettbewerb teilnehmen? Die Teilnahme an Online-Seminaren zu gründungsrelevanten Themen wie Patentrecht, Marktpotenzial, Marketing oder Investorensuche sowie das umfangreiche Expertenfeedback zum Geschäftskonzept sind nur einige Vorteile der Teilnahme am Science4Life Businessplan-Wettbewerb. Darüber hinaus können Start-ups ihr Netzwerk weiter ausbauen, von neu erlerntem Wissen profitieren, sich ein Preisgeld in Höhe von jeweils 1.500 € im Venture Cup und 1.000€ im Energy Cup sichern und sich als Team weiterentwickeln. Die Gewinnerteams erhalten außerdem Zugang zu den Academy-Days. Diese sind speziell auf die Teams aus den einzelnen Bereichen zugeschnitten: Coaches mit jahrelanger Branchenerfahrung teilen ihr Wissen und klären wichtige Fragen bezüglich der Geschäftskonzepte. Dieser zweitägige Intensivworkshop gibt den Gewinnerteams die Möglichkeit zusammen mit ihrem persönlichen Coach ihr Geschäftskonzept zu perfektionieren. Weitere wichtige Informationen Die Teilnahme am Science4Life Businessplan-Wettbewerb ist kostenlos. Auf der Science4Life-Webseite können sich Gründer über den  Venture Cup und den Energy Cup informieren. Auch der Science4Life-Blog bietet den Teilnehmern weitere Tipps und Details rund um gründungsrelevante Themen.  

Innovationen in Digital Health, Energienutzung und Chemie: Diese Start-ups Gewinnen in der Ideenphase von Science4Life

27.11.2023

Die Gewinner der Ideenphase von Science4Life stehen fest! Aus 93 Einreichungen wurden die innovativsten Startups prämiert: CeraSleeve, eatappie, fiberior, ResCure und VitreoSub gewinnen im Science4Life Venture Cup. Hyposto Energy, AdaptX Systems und Plasmafilm Hydrogen Solutions gewinnen im Science4Life Energy Cup – und diese Ideen stecken hinter den Namen.   Am vergangenen Freitag wurden die besten Einreichungen der Ideenphase online prämiert. Ob Life Sciences, Chemie oder Energie – die Qualität und Innovationskraft der eingereichten Geschäftsideen war beeindruckend. Besonders viele Ideen stammen in dieser Runde aus dem Bereich Digital Health, Diagnostik und Materialwissenschaften, aber auch Ideen aus dem Bereich Energienutzung und Energieumwandlung sind stark vertreten.  Experten Know-how und Erfahrungswerte – der digitale Academy-Day als Wegweiser für junge Start-ups Bevor die Gewinner am späten Nachmittag bekannt gegeben wurden, waren die besten zehn Teams aus Life Sciences und Chemie sowie die fünf besten Teams aus der Energiebranche zu dem digitalen Academy Day eingeladen. Dabei wurde es direkt zum Anfang lehrreich. Im Gründerdialog teilten ehemalige Teilnehmer aus dem Science4Life Venture Cup und Energy Cup wichtige Erfahrungswerte. Die beiden Science4Life-Alumni erzählten aus erster Hand, wie sie ihre Geschäftsidee weiterentwickelt haben und wie sie das Thema Finanzierungen angegangen sind. Dann ging es auch direkt in die individuellen Coachings mit den Science4Life-Experten. Parallel dazu konnten die Teams alle Fragen und Strategien zu den Themen Finanzierung, Recht, Patent und Marketing in verschiedenen Breakout-Sessions diskutieren. Zu guter Letzt gab es für die Teams noch hilfreiche Tipps, wie sie ihren Weg zum finanzierten Start-up ebnen.   Das sind Gewinner der Ideenphase des Science4Life Venture Cup Gegen Abend wurden dann die Gewinner der Ideenphase bekannt gegeben. In der Ideenphase des Science4Life Venture Cup gewinnen CeraSleeve, eatappie, fiberior, ResCure und VitreoSub.  CeraSleeve aus Darmstadt bietet  kürzlich patentierte, kreislauffähige Materialinnovation zur Herstellung von nassfestem und wasserabweisendem Papier. Entgegen konventioneller Methoden wird auf den Einsatz synthetischer Harze und Kunststoffe verzichtet, was erstmals ein vollständiges Recycling ermöglicht. eatappie aus Heidelberg entwickelt eine therapeutische App für Jugendliche mit Essstörungen. Sie bietet eine sofort verfügbare, flexible und niederschwellige Behandlungsmöglichkeit – im Gegensatz zur Wartezeit auf einen Therapieplatz, die bei etwa 6 Monaten liegt. Betroffene bearbeiten in der App mehr als 50 Lerneinheiten und Übungen, um die Krankheit hinter sich zu lassen und gestärkt in ihren Alltag zurückzukehren. fiberior aus Kaiserslautern hat ein neues Fertigungsverfahren zur Herstellung von Bauteilen aus Faser-Thermoplast-Verbunden entwickelt. Hierdurch können diese Hochleistungswerkstoffe signifikant kostengünstiger und nachhaltiger als bisher verarbeitet werden. Die Idee zum Verfahren stammt aus der Überlegung, Rohrleitungen zum Transport von Wasserstoff kostengünstiger und leistungsfähiger als die am Markt etablierten Produkte anzubieten. ResCure aus Dresden nutzt ein neuartiges Polymermaterial, um erstmals die überschießende Entzündung in der chronischen Wunde ursächlich zu bekämpfen. Dabei werden, anders als bei konventionellen Wundauflagen, störende Entzündungsfaktoren über einen rein physikalischen Prozess gebunden und somit die Heilung der Patienten ermöglicht. Die Idee basiert auf der Forschung am Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden. Für Netzhaut-Operationen muss der Glaskörper entfernt und nach der Operation zum Schutz ersetzt werden. Aktuelle Behelfslösungen wie Silikon-Öle und Gase haben große Nachteile, wie beispielsweise eine stark eingeschränkte Sicht nach der OP. Das Hydrogel von VitreoSub aus Heidelberg geliert im Auge in 10 Minuten, verhält sich wie der natürliche Glaskörper und setzt heilungsfördernde Medikamente nach der OP kontinuierlich frei.  Das sind Gewinner der Ideenphase des Science4Life Energy Cup In der Ideenphase des Science4Life Energy Cup gewinnen Hyposto Energy, AdaptX Systems und Plasmafilm Hydrogen Solutions. Das Team von Hyposto Energy hat einen langlebigen Energiespeicher entwickelt: Mit einer Lebensdauer von 40 Jahren soll er aktuellen Speichern deutlich überlegen sein. Zudem ist er nicht brennbar, benötigt kein Thermomanagement und lässt sich recyceln. AdaptX Systems hat sich zum Ziel gesetzt, die Metall- und Kunststoffbearbeitung zu revolutionieren. Das Berliner Start-up will traditionelle Kühlschmierstoffe durch ein effizientes Kühlsystem ersetzen und damit Gesundheitsrisiken minimieren und CO2-Emissionen um bis zu 90 Prozent senken. Plasmafilm Hydrogen Solutions entwickelt und produziert kundenspezifische Green-Tech Chips für die grüne Wasserstoffproduktion, mit einem wesentlich geringeren Einsatz von kritischen Rohstoffen und erstklassiger Qualität. Start der Konzeptphase: Bewerbt Euch bis zum 8. Januar 2024! Dein Start-up war schon in der ersten Phase dabei? Dann kann es direkt mit der Teilnahme an der Konzeptphase weitergehen. Du hast die Ideenphase verpasst? Dann starte jetzt mit der Konzeptphase des Science4Life Venture Cup und Science4Life Energy durch und bringe so deine Geschäftsidee auf das nächste Level! Meldet euer Start-up einfach online unter www.science4life.de an und reicht euer Geschäftskonzept in Form eines Read-Deck bis zum 8. Januar 2024 ein. Damit ihr dafür bestmöglich aufgestellt seid, unterstützt Euch Science4Life bei der Erstellung Eures Read-Decks mit dem Science4Life Handbuch. Außerdem erwarten euch, neben dem Feedback von Experten und dem Zugang zum großen Science4Life-Netzwerk, auch die Chance auf Preisgeld sowie die Teilnahme vor Ort an den zweitägigen Academy-Days der Konzeptphase. Wir freuen uns auf eure Konzepte!  

Die neue Schirmherrin von Science4Life: Dr. Marion Zerlin

31.10.2023

Nach mehr als 10 Jahren als Geschäftsführer für Forschung & Entwicklung bei Sanofi in Deutschland und 12 Jahren als Schirmherr für den Science4Life Businessplan-Wettbewerb verabschiedet sich Prof. Dr. Jochen Maas in den Ruhestand. In beiden Positionen folgt auf ihn Dr. Marion Zerlin, die über 20 Jahre Erfahrung in der forschenden Pharmaindustrie mitbringt. Sie leitete Forschungsteams in Europa, China und den USA im Bereich der Entwicklung moderner Biologika. Im Science4Life-Interview verrät sie, welche Innovationen sie bewegen, was deutsche Start-ups vom Ausland lernen können und wo es dringend neue Ideen benötigt. Frau Dr. Zerlin, stellen Sie sich bitte kurz vor und erzählen Sie uns etwas über Ihren beruflichen Werdegang und Ihre aktuelle Position bei Sanofi. Sehr gerne. Ich habe Biologie, mein Lieblingsfach, bis zum Diplom studiert, und dann zur Promotion in die organische Chemie gewechselt. Interdisziplinarität war für mich ein wichtiger Schwerpunkt in meiner beruflichen Laufbahn.  Seit 2001 bin ich in verschiedenen Positionen bei Sanofi tätig und seit Mitte des Jahres neben meiner Rolle als globale Leiterin einer Projektmanagement-Organisation in CMC*, zusätzlich Geschäftsführerin für Forschung & Entwicklung. Das ist eine spannende Aufgabe, der ich mit Freude an innovativen Therapieansätzen, der digitalen Transformation in der Pharmaforschung und dem Ausbau der Biotechnologie am Biocampus in Frankfurt entgegensehe. In Ihrer Freizeit kümmern Sie sich als Imkerin um Bienenvölker. Welche Innovation könnte dem Fortbestand von Bienenvölkern und so der Umwelt helfen? Wie in vielen Bereich, schöpft man im Bereich des Umwelt-und Naturschutzes die Möglichkeiten künstlicher Intelligenz aus. So können wir durch digitales Monitoring das Verhalten von Bienen erfassen, den Befall von Schädlingen verfolgen, die Zusammensetzung der Völker studieren und so den Gesundheitszustand der Völker besser beurteilen. Als Wissenschaftlerin interessieren mich auch hier neue Forschungsansätze, die dem Artenschutz dienen und mit dem wir so Bienenvölker widerstandsfähiger gegen Krankheiten und Umwelteinflüsse machen und damit ihr Überleben sichern. Im Endeffekt ist auch hier vor allem Förderung und Erhalt der Biodiversität relevant. Sie haben bereits einige internationale Projekte betreut. Was können Gründer in Deutschland von der Innovationskraft anderer Länder lernen? Vergleicht man Deutschland bzw. die EU mit Übersee-Märkten wie den USA oder Asien, werden einige Unterschiede deutlich. In vielen asiatischen Ländern ist die Bereitschaft und Offenheit für neue Technologien deutlich größer und findet schnell Anklang. Mit Blick über den Atlantik können Gründer auch von der erhöhten Risikobereitschaft vieler US-Unternehmer lernen. Das "Trial and Error”-Prinzip ist dort einfach Teil der Kultur.  Das heißt nicht, unnötige Risiken einzugehen – aber mehr Mut, die eigene Geschäftsidee umzusetzen, auch wenn das manchmal Scheitern und Neuanfang bedeutet. Worauf freuen Sie sich am meisten als neue Schirmherrin bei Science4Life? Science4Life unterstützt ja genau diesen Ansatz:  Eine Idee in ein Business zu verwandeln. Die Teilnehmer*innen führen keine etablierten Unternehmen, sondern entwickeln Ideen aus ihrer eigenen Kreativität und Wissen. Ich freue mich auf die wissenschaftliche Bereicherung, durch Science4 Life zu unterstützen, um damit die Innovationskraft in Deutschland und das Entrepreneurship zu fördern. Welchen Stellenwert schreiben Sie dem Thema Gründer- und Start-up-Förderung zu? Einen sehr hohen. Start-ups zu fördern, heißt unsere Zukunft zu fördern. Sei es im Life Sciences- und Chemie-Bereich oder im Nachhaltigkeitssektor: Jede Innovation, die die Welt ein Stück besser machen könnte, verdient in meinen Augen auch eine Förderung. Natürlich können bei der Vielzahl an Geschäftsideen nicht immer hohe Geldmittel an jedes Gründerteam fließen. Doch viele junge Unternehmen haben das Potenzial, nachhaltige Veränderungen zu erwirken. Und das gilt es zu unterstützen. In welchem Teilbereich von Life-Sciences und Chemie sehen Sie aktuell den größten Innovationsbedarf und warum? Die Branche setzt auf innovative und nachhaltige Verfahren und Technologien. Neben Innovationen im Energiebereich liegen beispielsweise in der Biotechnologie, Energiespeicherung, Wasserstoffwirtschaft, Recycling oder auch Dekarbonisierung der Herstellungs- und Lieferketten große Potenziale für eine nachhaltige Zukunft. Im Bereich der Gesundheitslösungen gilt es unter anderem das breite Spektrum der Gen- und Zelltherapien, und nicht zuletzt das enorme Potenzial von KI sowohl in Forschung und Entwicklung als auch in der Diagnostik zu nutzen. Bei der personalisierten Medizin oder Gesundheitsanwendungen wie Apps ist ebenfalls noch Luft nach oben. Also insgesamt noch reichlich Potenzial für die Innovationskraft von Gründern und Start-ups. *Chemistry Manufacturing & Controls

So wird euer Medizinprodukt zugelassen

24.10.2023

An innovativen Ideen fehlt es dem Life-Sciences-Bereich wohl kaum: Von KI-Diagnosen bis hin zum 3D-gedruckten Organ scheinen die Möglichkeiten schier unendlich. Doch neben fehlendem Kapital für die Umsetzung der Ideen, stellt sich die größte Hürde in der Zulassung. Bevor ein Medizinprodukt auf dem europäischen Markt vertrieben werden kann, bedarf es einer CE-Kennzeichnung – und diese zu bekommen gestaltet sich als enorme Herausforderung. Wie ihr diese Hürde meistert und mit eurem Produkt in absehbarer Zeit an den Start gehen könnt, verraten wir euch im Beitrag.  Der klassische Weg: So bekommt ihr den CE-”Sticker” Die CE-Kennzeichnung selbst wird von den Herstellern letztlich eigenständig angebracht – also gestaltet sich nicht das Kennzeichnen, sondern der Weg dorthin als schwierig. Zunächst sollten Gründer die Klassifizierung bestimmen: Lässt sich das Produkt in Risikoklasse I, IIa, IIb oder III einstufen? Die Rahmenbedingungen für eine Einstufung lassen sich auf der Website des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte finden. Auf Grundlage der Kennzeichnung, kann dann der richtige Zulassungsweg ermittelt werden. Daraufhin gilt es die Vorschriften des spezifischen Produktes auszumachen. Mit diesem Wissen als Grundlage können Med-Techs in den wichtigsten Teil des Zulassungsweges starten: die Konformitätsbewertung. Ein Konformitätsbewertungsverfahren kann je nach Produkt und dessen Risikoeigenschaften aus einem oder mehreren Modulen bestehen. Diese Module umfassen die technische Dokumentation, die Baumuster des Produktes und noch einige weitere Dinge. Am Ende soll nachgewiesen sein, dass der Hersteller die Sicherheit und Leistungsfähigkeit der Produkte dauerhaft gewährleisten kann.  Zum Konformitätsbewertungsverfahren gehört auch ein Sicherheits- und Leistungsnachweis unter klinischen Anwendungsbedingungen. Diese klinische Bewertung gestaltet sich als Prozess über den gesamten Produktlebenszyklus und soll Vorteile sowie Risiken des Produkts herausstellen. Eine Durchführung der Studien ist innerhalb weniger Monate möglich, jedoch benötigt sie oftmals mehrere Jahre, da die Langzeitwirkung und der Lebenszyklus von Produkten auf Herz und Nieren untersucht wird. Genau hier wird es für Start-ups zeit- und kostenintensiv. Doch existieren zwei Möglichkeiten, um die Phase bis zum Markteintritt zu verkürzen.  US-Markt als Alternative Die Rahmenbedingungen für das Erhalten einer CE-Kennzeichnung ziehen aktuell in der EU noch weiter an. Die gute Nachricht: während Gründerteams es hier zunehmend schwerer haben, lockert die USA die Zulassungsverfahren. Besteht die Möglichkeit einer Expansion nach Übersee, eröffnen sich Gründerteams neue Chancen. Ein Launch in den USA könnte deutlich früher erfolgen als einer innerhalb der EU. Dies verkürzt die Zeit bis zur Profitabilität des Start-ups. Während hierzulande noch die Zulassungsverfahren laufen, kann in den USA der Vertrieb bereits starten. Die “Beta-Version” Eine weitere Möglichkeit, die Zeit bis zur Marktreife zu verkürzen, sind Abstriche beim eigenen Produkt. Für viele Gründer kommt das wohl zunächst nicht in Frage, doch bietet eine “Beta-Version” deutliche Vorteile. Vom Gedanken des perfekten Produkts müssen sie sich zwar zunächst verabschieden, doch dafür könnte in absehbarer Zeit statt einer perfekten Idee im Labor eine immer noch sehr gute Idee bereits auf dem Markt sein. Wer einen Kompromiss zwischen der Grundidee und der Konformität mit Vorschriften und Zulassungsverfahren findet und zunächst eine “abgespeckte” Version auf den Markt bringt, generiert früher Umsatz, erhält größere Reichweite und stellt bestehende Investoren zufrieden. Sind Gründer bereit, “out of the Box” zu denken und andere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen, können sie den Weg zur Zertifizierung so effizient wie möglich gestalten, für einen Kapitalfluss auch während der Testphase sorgen und damit die Zukunft des Produkts sichern.

“Deutschlands Gesundheitswesen hängt in der Digitalisierung um Jahrzehnte zurück” – Was muss sich ändern?

25.09.2023

Von Telemedizin über Wearables bis hin zu Gesundheits-Apps – der digitale Wandel hat die Art und Weise, wie wir unsere Gesundheit managen und medizinische Versorgung erhalten, grundlegend verändert. Dennoch hinkt Deutschland in der Digitalisierung hinterher, sagt beispielsweise Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Aber wie viel ist wirklich dran am Problemkind Digitalisierung?   Ärzte fordern mehr Tempo und Innovationen Eine 2022 durchgeführte Studie* zeigt: 78 Prozent der deutschen Ärzte denken, dass Deutschland im internationalen Vergleich bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens hinterherhinkt. Entsprechend fordern zwei Drittel dieser Ärzte ein schnelleres Tempo.  Kein Wunder – schließlich sind die Potenziale groß und noch lange nicht ausgeschöpft: Zum Beispiel ermöglicht die Digitalisierung eine Effizienzsteigerung in der Gesundheitsversorgung. Durch den Einsatz elektronischer Patientenakten und digitaler Kommunikation können Ärzte Zeit sparen und den Arbeitsablauf sowie Datenmanagement verbessern, was zu einer besseren Patientenversorgung führt. Aber auch abseits strategischer Aufgaben helfen innovative Lösungen: Viele Krankenhäuser und Arztpraxen in Deutschland setzen diese bereits für die Diagnose und Behandlung ein. Trotz der Fortschritte sind die Möglichkeiten noch lange nicht ausgeschöpft. Die Revolution der Medizin: Hightech-Robotik und künstliche Intelligenz Innovative Lösungen in der Robotik rücken immer mehr in den Fokus. Diese Technologien sind darauf ausgerichtet, Ärzte bei komplexen chirurgischen Eingriffen zu unterstützen und menschliche Fehler zu minimieren. Durch präzise Roboterarme, die automatisiert agieren, können Operationen noch genauer und effizienter durchgeführt werden. Ein solcher Ansatz ermöglicht es Medizinern, optimale Resultate zu erzielen und gleichzeitig das Risiko für Patienten zu verringern. Laut einer bitcom Studie von Ende 2022 wird Robotik allerdings nur von 19 Prozent der Ärzte in Operationen und Eingriffen verwendet - obwohl weitere 25 Prozent deren Einsatz für sinnvoll halten.  Künstliche Intelligenz schafft in der Medizin neue Möglichkeiten für Diagnose und Behandlung. Vor allem Start-ups bringen hier fortschrittliche neue Lösungen. Durch die Analyse großer Datensätze kann KI Muster und Zusammenhänge identifizieren, die für menschliche Experten oft schwer erkennbar sind. Dies ermöglicht eine präzisere Diagnose von Krankheiten, die frühzeitige Erkennung genetischer Risiken und die Entdeckung neuer Behandlungsansätze. Dennoch nutzen mehr als die Hälfte aller Kliniken in Deutschland noch keine KI-Lösungen, obwohl sie diese durchaus befürworten.  Effizientere Kommunikation im Gesundheitswesen: Digital Health Apps Die Medizin findet zunehmend auch ihren Weg aus Kliniken in den Alltag von Patienten – Stichwort Gesundheits-Apps. Diese Apps bieten Funktionen wie Schrittzähler, Kalorienzähler, Blutdruckmessung und Schlafüberwachung, um den Nutzern ein besseres Verständnis ihrer Gesundheit zu ermöglichen. Diese Patientendaten können von Ärzten direkt ausgewertet werden. Ein weiteres Beispiel ist die Telekonsultation, bei der Patienten über Videokommunikation mit Ärzten in Kontakt treten können. Diese virtuellen Arztbesuche ermöglichen es den Patienten, medizinischen Rat und Behandlungen bequem von zu Hause aus zu erhalten, ohne persönlich eine Arztpraxis aufsuchen zu müssen. Ärzte können dadurch eine Diagnose stellen, ohne dass der Patient physisch anwesend sein muss. Diese E-Health-Lösungen sparen viel Zeit und ermöglichen eine schnellere Behandlung, besonders für Patienten mit eingeschränkter Mobilität. Videosprechstunden werden bisher allerdings nur von 14 Prozent der deutschen Kliniken und 18 Prozent der niedergelassenen oder angestellten Ärzte angeboten.  Die Praxis: Start-ups bringen Innovationskraft Besonders Start-ups sind ein starker Treiber digitaler Innovation in der Medizin. Ein perfektes dafür ist das Berliner Start-up Nia Health, das sich mit ihrer App das Ziel gesetzt hat, Neurodermitis-Patienten das Leben zu erleichtern, um besser mit ihrer Erkrankung umgehen zu können. Die App ermöglicht den Betroffenen, ihre Symptome wie Juckreiz und Schlafstörungen zu dokumentieren und bietet konkrete Handlungsempfehlungen zur Bewältigung der Krankheit. Darüber hinaus analysiert die App mithilfe von Künstlicher Intelligenz die Patientendaten, insbesondere Bilder von entzündeten Hautpartien, um Muster zu erkennen und Ärzten sowie Patienten Empfehlungen zu geben. Das Team von Mental Stark hat seinen Fokus auf die Bereitstellung psychologischer Unterstützung bei Kinderwunsch gelegt. Viele Frauen erleben schwere Schicksalsschläge im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt und stehen vor Herausforderungen wie begrenzten Therapieplätzen. Mental Stark hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Frauen emotionalen Beistand zu leisten und ihnen den Zugang zu einer umfassenden Informationsmediathek sowie individuellen Gesprächen mit Psychologen per Videokonferenz zu ermöglichen.  Das Problem: Veraltete Prozesse Start-ups bieten innovative neue Lösungen, während Künstliche Intelligenz, Robotik und Telemedizin bereits in einigen Kliniken und Praxen eingesetzt werden. Dass Ärzte dennoch der Meinung sind, Deutschland hänge bei der Digitalisierung hinterher, liegt laut bitcom vor allem an an einigen sehr veralteten Prozessen: Die Kommunikation verläuft noch weitgehend analog via Telefon und Fax, Rezepte werden überwiegend auf Papier ausgestellt und lediglich sechs Prozent hatten 2022 schon einmal eine elektronische Patientenakte (ePA) genutzt. Die Gründe für dieses langsame Voranschreiten der Digitalisierung sehen Ärzte vor allem in der Komplexität des Gesundheitssystems: lange Zertifizierungsverfahren, eine starke Regulation des Sektors, die strenge Auslegung des Datenschutzes und ein hoher Aufwand für IT-Sicherheit seien die Hauptprobleme.  Digitalgesetz und ePA – die Ziele der Politik Die Politik ist hingegen ambitioniert: Deutschland plant bis 2025, dass 80 Prozent der gesetzlich Versicherten eine elektronische Patientenakte nutzen. Dies ist Teil einer umfassenden Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitswesen und die Pflege, die von Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach vorgestellt wurde. Die Strategie wurde in enger Zusammenarbeit mit Patientenvertretern und Gesundheitsakteuren entwickelt und zielt darauf ab, die Gesundheitsversorgung durch die Nutzung von Gesundheitsdaten und modernen Technologien zu verbessern. Das Digitalgesetz sieht vor, bis Ende 2024 die ePA für alle gesetzlich Versicherten verbindlich einzuführen. Ab dem 1. Januar 2024 wird das E-Rezept zum Standard in der Arzneimittelversorgung. Eine digitale Medikationsübersicht wird automatisch in der ePA erstellt, um unerwünschte Arzneimittelwechselwirkungen zu vermeiden. Das Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) sieht die Einrichtung einer zentralen Datenzugangs- und Koordinierungsstelle vor, die den Zugang zu Forschungsdaten aus verschiedenen Quellen ermöglicht.  Wie steht es nun um unsere medizinische Zukunft Die aktuellen Zahlen und Entwicklungen legen nahe, dass die Einschätzung der Ärzte nicht unberechtigt ist: Deutschlands Gesundheitswesen hinkt in der Digitalisierung aktuell hinterher. Hauptgrund ist nicht mangelnde Innovationskraft, sondern die strenge Regulatorik der Branche. Die Zukunft lässt dennoch optimistisch bleiben: Sie verspricht weitere Fortschritte durch Telemedizin, KI und Robotik, Start-ups wie Nia Health und Mental Stark zeigen bereits, wie digitale Lösungen in der Medizin wichtige Unterstützung bieten können. Die geplante Ausweitung der elektronischen Patientenakte (ePA) und das Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) sind wichtige Schritte in Richtung einer digitalisierten Gesundheitsversorgung. Wenn regulatorische Anforderungen so angepasst werden, dass Patienten weiterhin geschützt und gleichzeitig Innovation gefördert wird, sind die Aussichten also vielversprechend, um Deutschlands Gesundheitswesen auf den neuesten Stand zu bringen. *https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Digitalisierung-Medizin-2022

25 Jahre Science4Life – Start-ups im Wandel der Zeit

23.08.2023

Science4Life feiert 25-jähriges Jubiläum – Grund genug, um nicht nur einen Blick zurück in die 90er-Jahre und die Anfänge der Gründerinitiative zu werfen, sondern auch einen in die Zukunft. Im Laufe der Jahre hat sich das Start-up-Ökosystem stark verändert – ebenso der Wettbewerb. Doch wie sah die Start-up-Welt vor 25 Jahren aus, wie sieht sie heute aus und wie wird sie in 25 Jahren aussehen?  Die Start-up Welt in den 90er-Jahren Ende der 1990er-Jahre: Der Begriff “Start-up” ist in Deutschland kaum geläufig, große Geldgeber und Förderprogramme für junge Unternehmen sind noch weitaus weniger vorhanden als heute. Generell spielt Venture Capital bei Start-ups eher eine untergeordnete Rolle. Jedoch wird sich die Wirtschaft langsam des potenziellen Einflusses innovativer Gründundteams bewusst: Der deutsche Wagniskapitalmarkt wächst und die Zahl der Venture-Capitals steigt. Eine durchdachte Finanzplanung und Skalierung steht bei den meisten Gründenden noch im Hintergrund und man konzentriert sich oftmals einzig auf die Idee selbst. Science4Life legt zu diesem Zeitpunkt den Fokus vor allem darauf, Start-ups aus dem Pharma- und Biotech-Bereich zu unterstützen. Die Trennung in den Science4Life Energy Cup und den Science4Life Venture Cup existieren noch nicht – allerdings bereits die Aufteilung des Wettbewerbs in drei Phasen. Der beste Businessplan wird damals mit einem Preisgeld von 30.000 DM Mark ausgezeichnet.  Status-quo der deutschen Start-up Welt Die Gründerlandschaft hat besonders in den letzten drei Jahren der Covid-19-Pandemie einige Hochs und Tiefs erfahren müssen. Im medizinischen Bereich hat vor allem das Bewusstsein für innovative Lösungen und Investitionsbereitschaft stark zugenommen. Science4Life fokussiert sich nach wie vor auch auf den Life-Sciences-Bereich; wurde jedoch bereits einige Jahre nach der Gründung um die Chemiebranche ergänzt. Gründungen in den Bereichen Agrar, Umwelttechnologie, Medtech, Analytik, Diagnostik und Nanotechnologie sind nur einige Beispiele für regelmäßig behandelte Themen beim Businessplanwettbewerb. Natürlich stehen vor allem Umweltfreundlichkeit, Nachhaltigkeit und Tierwohl heute ganz oben auf der Liste, wenn es um Innovationen im Life-Sciences Bereich geht. Der Anteil der Gründungsteams mit nachhaltigen Geschäftsideen steigt – nicht nur im Life-Sciences- und Chemie-Bereich: Seit 2016 teilt sich der Businessplanwettbewerb in den Science4Life Venture-Cup und Science4Life Energy-Cup auf. Mit dem Science4Life Energy-Cup wurde vor sieben Jahren ein Angebot geschaffen, das sich spezifisch an die Herausforderungen und Bedürfnisse von Energie-Start-ups richtet. Produkte, welche die Energiewende vorantreiben, sind hoch im Kurs und werden dringend benötigt, um die weltweiten Klimaziele realisieren zu können.  Künstliche Intelligenz und digitale Lösungen werden grundlegender Teil von unzähligen Geschäftsmodellen – sowohl im Life-Sciences- als auch im Chemie- und Energie-Bereich. Digital Health soll die Revolution des Healthcare-Sektors sein und will in Zeiten regelmäßig überlasteter Gesundheitssysteme den Weg zurück zur effizienten Patientenversorgung ebnen. Egal ob durch neue Diagnosemöglichkeiten, digitale Medikamentenforschung oder flächendeckende Zugänglichkeit zu Behandlungsmöglichkeiten. Globalisierung im Umbruch Zudem befindet sich die Gesellschaft 25 Jahre nach der Gründung von Science4Life in einer industriellen Umbruchphase. Lieferkettenkonzepte und über Jahrzehnte hinweg aufgebaute Standort-Vernetzungen werden neu diskutiert und strukturiert. Das stellt Innovatoren in Deutschland vor neue Herausforderungen, denn der Zugriff auf viele Ressourcen ist seit Beginn des Ukraine-Kriegs limitiert. Andererseits bietet ihnen diese Situation aber auch neue Chancen: Innovative Ideen werden aktuell so sehr gebraucht wie nie zuvor. Das verschafft Start-ups einen noch höheren Stellenwert. Auch Investments sowie Förderungen für Gründerteams sind deutlich leichter zu sammeln als noch vor 25 Jahren und werden teils in sehr hohen Summen vergeben. Ein Blick auf die nächsten 25 Jahre Was können wir von der Gründerszene in den nächsten Jahren und Jahrzehnten erwarten? Sorge um einen Rückgang der Innovationskraft sollte auch in der Zukunft nicht bestehen. Durch den ständigen gesellschaftlichen Wandel und die konstant auftretenden Herausforderungen eröffnen sich immer wieder neue Geschäftsfelder. Innovationen, die keine nachhaltigen Ziele verfolgen oder gar diesen entgegenwirken, werden es in Zukunft schwer, wenn nicht sogar unmöglich haben. Nachhaltigkeit wird von einem Alleinstellungsmerkmal zu einem Must-have. Auf der anderen Seite gilt es weiterhin, Digitalisierungslücken zu füllen. Hier können Gründerteams auch in Zukunft anknüpfen und sich etablieren. Das Thema KI wird immer mehr in den Mittelpunkt der Digitalisierung rücken, eröffnet unzählige Möglichkeiten für Business-Modelle und könnte Fachkräftemangel entgegenwirken.  Science4Life wird Start-ups weiterhin begleiten und fördern. Vor allem durch ein sich ständig erweiterndes Expertennetzwerk wird der Wettbewerb auch in den nächsten Jahren wertvollen Input und pointiertes Wissen weitergeben können. Einige Alumni, die sich vor Jahren noch von Science4Life-Experten beim Aufbau ihres Business haben helfen lassen, gelten heute schon selbst als Branchenexperten. Genau so entwickelt sich der Gründerwettbewerb parallel zum Start-up-Ökosystem konstant weiter und will auch noch in 25 Jahren Innovationen vorantreiben.

“E-Mobilität wäre schon vor 140 Jahren die Lösung gewesen”: Interview mit Innocept mobility

20.07.2023

Der Straßenverkehr ist in der EU für rund ein Drittel der Emissionen verantwortlich und der Weg, diese zu senken, führt unweigerlich über innovative Technologien. Die Faszination für diese Technologien brachte Masih Akbar und seine Mitgründer im Studium zusammen. Aus einer gemeinsamen Vision entstand das erste Büro in der WG-Küche und letztlich ihr Start-up innocept mobility. 2021 hat Science4Life sie auf ihrem Weg von der Idee zur Gründung unterstützt. Jetzt befindet sich das Gründerteam in der Pilotphase ihrer E-Charging-Lösung. Im Interview erzählt Masih Akbar, warum er damals den Schritt gewagt hat und wie er mit innocept den Weg zu zugänglicher E-Mobilität in Deutschland ebnen will.    Was macht euer Start-up? Wir haben die Software „OmniCharge“ für die Verwaltung von E-Ladestationen entwickelt, welche die Organisation der Ladeprozesse von E-Fahrzeugen vereinfacht. Unsere Lösung richtet sich an unternehmenseigene Ladeinfrastruktur von kleinen und mittelständischen Unternehmen, optimiert Ladevorgänge und automatisiert die gesamte Organisation für Betreiber und Nutzer. Konkret heißt das: Durch optimale Energieverteilung und eine intelligente Steuerung kann das Meiste aus den Ladestationen rausgeholt und die „nervigen“ Ladevorgänge so komfortabel wie möglich gemacht werden. Dadurch sparen unsere Kunden große Mengen an Energie und Kosten. Außerdem ermöglichen wir Unternehmen, ihre Ladestationen mit der Öffentlichkeit zu teilen – natürlich gegen Bezahlung. So gehen wir das Problem fehlender Ladeinfrastruktur an und bieten Unternehmen gleichzeitig eine Lösung, um ihre Infrastruktur nachhaltig zu finanzieren.   Welche Intention hattet ihr bei der Gründung eures Start-ups? Batteriebetriebene Autos existieren schon seit etwa 140 Jahren –  2023 diskutieren wir aber immer noch darüber, ob diese „neue“ Technik ein sinnvoller Weg ist, um Umweltprobleme zu lösen. Rückblickend betrachtet ist es offensichtlich, dass die Automobilindustrie von Anfang an auf das richtige Pferd hätte setzen sollen: auf E-Autos statt Verbrenner. Es hat uns frustriert, dass kurzfristige Gewinne für Aktionäre der deutschen Automobilindustrie wichtiger zu sein schienen als eine intakte Umwelt. Aus dieser Frustration heraus entstand unser Wunsch, ein Unternehmen zu gründen, das das Thema E-Mobilität nach vorne bringt und es noch zugänglicher und attraktiver für die breite Masse macht.   Was hat letztlich dazu geführt, dass ihr gegründet habt? Während des Studiums haben wir uns in einem Freundeskreis aus Kommilitonen fast jedes Wochenende in der WG eines Freundes getroffen, um über Technologie-Trends, Ingenieurs-Errungenschaften und auch über den Umweltschutz zu diskutieren. Dabei wurde uns schnell klar, dass uns das Plaudern nicht ausreicht und wir lieber selbst etwas bewegen wollen. Wir waren uns sicher, dass wir unsere Leidenschaft für neue Technologien nutzen und damit einen Beitrag leisten können. So wurde aus der WG-Küche nach und nach unser erstes Büro.   Inwiefern war Science4Life bei der Gründung für euch von Bedeutung? Wir hatten zwar eine klare Vorstellung, wie unser Produkt aussehen soll und welche Vision dahinter steckt, allerdings keine Erfahrung beim Gründen und im Aufbau eines Businesses. Während des Science4Life Wettbewerbs, sowohl in der Ideen- als auch in der Businessplanphase, ist uns aufgefallen, wie schwach wir noch in der Konzeptionierung unserer Ideen hinsichtlich des wirtschaftlichen Erfolges aufgestellt waren. Mit dem Feedback der Science4Life Coaches haben wir anschließend unser Produkt und damit auch die Zielgruppe stark verändert, sodass wir letztlich auch gut auf den Markteintritt vorbereitet waren und echte Aussichten auf Erfolg mit unserem Unternehmen hatten.   Was war das wichtigste Learning auf eurem bisherigen Weg? Während der Science4Life Academy Days hat uns einer der Experten mehrfach auf die fehlende Struktur in den Operations aufmerksam gemacht. Das hat uns etwas verwirrt, denn darin haben wir zunächst nur eine Banalität vermutet. Im Nachhinein können wir allerdings nur „Danke” sagen. Wir hatten hier wirklich Nachholbedarf, denn heute baut unser Geschäftsmodell genau darauf auf und ohne dieses wertvolle Learning hätte uns ein bedeutender Teil für den weiteren Ausbau von Innocept gefehlt.   Wie sieht die Zukunft von Innocept Mobility aus? Der E-Mobilität-Markt ist zwar in Deutschland so populär wie nie zuvor, aber trotzdem noch sehr innovationsarm. Standard-Lösung über Standard-Lösung wird derzeit auf dem Markt produziert und vertrieben. Genau dem wirken wir entgegen und werden alle bisher verfügbaren Lösungen für kleine- und mittelständische Unternehmen in Europa disruptieren. Das ist unsere Vision und an dieser gilt es in den nächsten Jahren zu arbeiten.