Bis zu 1 Mrd. US-Dollar stellt Amgen der Tübinger Immatics AG im Zuge einer Forschungs- und Entwicklungskooperation in Aussicht
10.01.2017
Bis zu 1 Mrd. US-Dollar stellt Amgen der Tübinger Immatics AG im Zuge einer Forschungs- und Entwicklungskooperation in Aussicht, die deutsche Technologieentwicklungen wiedervereint. Und auch für Pieris’ Immunonkologie interessiert sich das Ausland.
Auf den ersten Blick sieht es nach einem typisch deutsch-amerikanischen Deal aus: Der kalifornische Biotech-Pionier Amgen zahlt 30 Mio. US-Dollar vorab und insgesamt bis zu 1 Mrd. US-Dollar für die Nutzung von Immatics’ XPresident-Technologie zur Identifizierung von Zielstrukturen für immunonkologische Therapien sowie das Konzept der Tübinger für die Entwicklung von T-Zell-Rezeptoren. Doch Amgen will die Techniken mit der hauseigenen „Bispecific T-Cell-Engager“-Technologie BiTE kombinieren – und so wird aus dem transantlantischen Abschluss plötzlich eine nationale, ja sogar süddeutsche Technologie-Heirat, denn schließlich stammt die BiTE-Technik von der Martinsrieder Micromet AG, die Amgen 2012 übernahm.
„Die offensichtlich positiven Erfahrungen Amgens bei der Integration von Micromet dürften hilfreich gewesen sein“, sagte Carsten Reinhardt gegenüber |transkript.de. Zwar sei der Deal primär über Diskussionen mit der Amgen-Zentrale in Thousand Oaks zustande gekommen, wo die Leitung der Forschungs- und Entwicklungsabteilung so sehr beeindruckt war von Immatic' XPresident-Technologie und der T-Zell-Rezeptor-Entwicklung, dass sie „möglichst rasch“ zu einem Vertragsabschluss kommen wollte. „Darüber hinaus gab es natürlich, bedingt durch die früheren persönlichen Kontakte mit den Amgen-Kollegen in den USA gute Anknüpfungspunkte.“ Nicht zuletzt Immatics' im Sommer 2015 geschlossenes Joint-Venture mit dem MD Anderson Cancer Center, dem größten Krebsforschungs- und -behandlungszentrum der Welt, habe Aufmerksamkeit bei Amgen und anderen geweckt.
Anders als Immatics’ Abschlüsse mit Morphosys in 2015 und die 2015 beendete Kooperation mit Roche aus dem Jahr 2013 habe die Zusammenarbeit mit Amgen nicht nur „sehr positive finanzielle Anreize“, so Reinhardt, sondern sei auch als Validierung der neu aufgebauten T-Zell-Rezeptor-Entwicklungsplattform von Immatics zu werten.
Zu Meilensteinzahlungen an Immatics von bis zu 500 Mio. US-Dollar „für jedes Programm“ und Lizenzzahlungen in Form von Umsatzbeteiligungen in zweistelliger Prozentzahl hat sich Amgen laut Medienerklärung verpflichtet. „Dabei handelt es sich um zwei Zielstrukturen, sogenannte TUMAPs (tumor-associated peptides), also von Immatics IP-geschützte Peptidantigene“, erklärt Reinhardt. Nähere Details seien jedoch nicht öffentlich.
Die Nachfrage nach deutschen Immunonkologie-Konzepten scheint jedenfalls zu florieren: Anfang Januar sicherte sich der französische Pharmakonzern Servier Forge fünf Immunonkologie-Programme von Pieris Pharmaceuticals, darunter den Checkpoint-Inhibitor PRS-332. Die Kooperation könne auf acht Programme ausgeweitet werden, Pieris behalte dabei die Option zur Koentwicklung und auf die US-Rechte für vier dieser Entwicklungsprogramme, inklusive PRS-332. 31,3 Mio. US-Dollar Vorabzahlung kann Pieris dank dieser Kooperation verbuchen. Für PRS-332 winken bis zu 338 Mio. US-Dollar Meilensteinzahlungen, für die anderen Programme sind jeweils 201 Mio. US-Dollar möglich. Lizenzzahlungen in Form von Umsatzbeteiligungen in zweistelliger Prozentzahl wurden vereinbart.
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