09.10.2020

Interview mit Tobias Seidl, Co-Founder & CEO der Nia Health GmbH

In drei Sätzen: Was ist das Besondere an euch und Eurer Geschäftsidee?
Wir sind im deutschsprachigen Digital Health Markt der einzige Medizinprodukthersteller, der im Bereich der Dermatologie sowohl über tiefe klinische Expertise verfügt, als auch in der Lage ist, State-of- the-Art-Technologie auf Basis künstlicher Intelligenz zu entwickeln. Das Beispiel unseres ersten Medizinproduktes, der preisgekrönten Neurodermitis App namens Nia zeigt, dass wir uns von Beginn an klar medizinisch positionieren. So distanzieren wir uns von Lifestyle- und Wellness- Applikationen, ohne dabei eine an den tatsächlichen Nutzerbedürfnissen ausgerichtete User Experience zu vernachlässigen: Wir sind die einzige Neurodermitis App weltweit, die als Medizinprodukt zugelassen ist.
Nach dem morgendlichen Kaffee, wie sieht momentan der Arbeitsalltag in Eurem Start-up aus?
Wir haben jeden Morgen als kleine Routine ein kurzes Stand-up-Meeting. Hier stellt jeder in wenigen Sätzen dem Team seine wichtigsten Ziele des Tages vor. Ansonsten muss ich ehrlich sagen, dass meine Tasks zum Großteil aktuell jeden Tag anders aussehen und extrem dynamisch sind.
Worauf legt ihr als Team besonderen Wert und welche Rolle spielt für euch die Verantwortung für Gesellschaft und Umwelt?
Starker Teamspirit ist uns wichtig. Jeder soll sich voll für das gemeinsame Ziel comitten. Wir leben eine sehr offene Feedback-Kultur: Es soll immer die beste Idee gewinnen – egal ob sie vom Praktikanten oder vom CEO kommt.
Viele Start-ups leiden unter den Folgen der aktuellen Corona-Krise. Welche Auswirkung hat/hatte die Krise auf euch und wie motiviert ihr euch optimistisch zu bleiben?
Kurzfristig hat uns die Krise tatsächlich sehr weh getan. Einige unserer Kooperationen mit gesetzlichen Krankenkassen wurden komplett ausgesetzt oder verschoben. Das sind verlorene Umsätze, die wir natürlich nie wieder zurückbekommen, da es hier keinen Rebound-Effekt gibt. Jedoch wurde unser Business Case durch die Krise sogar nachhaltig gestärkt. Digital Health Lösungen finden über alle Stakeholder hinweg (besonders bei Ärzten, GKV u. Patienten) nun deutlich mehr Beachtung und werden schneller verstanden.
Was macht ihr, um Euren Bekanntheitsgrad weiter auszubauen?
Aktuell investieren wir noch keinen einzigen Euro in Marketing. Wir setzen eher auf organische Berichterstattung und Word-of-Mouth. Gerade die Nennung in relevanten medizinischen Fachzeitschriften oder erste Publikationen bringen unsere Lösung in das Bewusstsein relevanter Stakeholder.
Wie habt ihr von Science4Life erfahren und was hat euch schließlich überzeugt am Businessplan-Wettbewerb teilzunehmen?
Wir haben aus unserem universitären Netzwerk der Charité Berlin den Hinweis bekommen.
Wie habt ihr die Atmosphäre während der Academy-Days der Businessplanphase und die Konkurrenz untereinander wahrgenommen?
Die Atmosphäre im schönen Rheingau und in diesem netten Hotel war großartig. Der Austausch mit den anderen Gründern war durchweg bereichernd. Es sind einige gute Kontakte entstanden, die mit Sicherheit weit über den Wettbewerb hinaus sehr wertig sind. Konkurrenz unter den fünf Gewinnerteams haben wir überhaupt nicht gespürt.
Wie habt ihr reagiert, als ihr von Eurem Sieg erfahren habt und wie habt ihr ihn gefeiert?  
Ehrlicherweise blieb nicht viel Zeit, um sich große Gedanken über den Sieg zu machen. Wir sind aktuell sehr stark eingespannt. Auf der einen Seite in der Produktentwicklung, wo wir uns sehr ambitionierte Ziele gesetzt haben und andererseits in der Schließung von Kooperationsverträgen mit Krankenkassen, Versicherungen und Industrie-Partnern. Hier werden neben unserer ersten großen Partnerschaft mit der DAK-Gesundheit sehr zeitnah weitere große Kooperationen entstehen. Trotzdem haben wir natürlich mit unserem Team bei einem guten Essen auf den Erfolg im Wettbewerb angestoßen.
Was wird Eure größte Herausforderung im nächsten Jahr sein? Habt ihr schon einen Ansatz, diese zu lösen?
Wir bringen gerade unser nächstes Produkt auf den Markt. Die Psoriasis App namens Sorea hilft Menschen, die unter Schuppenflechten leiden: www.sorea-health.de. Wir wollen im nächsten Jahr unsere gut skalierbare Technologie, die wir über zweieinhalb Jahre für Neurodermitis entwickelt haben, für noch mehr dermatologische Indikationen öffnen.
Was ist euer Erfolgsgeheimnis und welche drei Tipps könnt ihr anderen Gründern und Jungunternehmern ans Herz legen?
Wir haben gemeinsam mit unseren Klinikern unser Produkt von Anfang an immer sehr nah am Patienten, also am Nutzer, entwickelt. Nutzer sehr früh in den iterativen Entwicklungsprozess mit einzubinden, ist sicherlich für viele Startups ratsam. Ansonsten wissen wir, dass man besonders in der digitalen Gesundheitsbranche einen sehr langen Atem braucht. Also ist es ein echtes Asset, Ausdauer zu zeigen. Die Krise hat den Punkt nochmals verdeutlicht: Resilienz steht aktuell mit Sicherheit jedem Startup ganz gut…

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Rückenwind für den letzten Schritt in die Klinik: ForTra fördert GMP-konforme Herstellung neuer Arzneimittelkandidaten und regulatorische Beratung

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Vom Labor zur ersten Anwendung am Patienten: Dieser kritische Übergang erfordert nicht nur wissenschaftliche Exzellenz, sondern auch die Bewältigung komplexer regulatorischer, technischer und finanzieller Anforderungen. Die gemeinnützige ForTra gGmbH für Forschungstransfer der Else Kröner-Fresenius-Stiftung (ForTra) fokussiert ihre Förderung gezielt auf diese translationale Endphase: Projekte, bei denen ein neuartiger Arzneimittelkandidat, eine innovative Therapieform oder ein medizintechnisches Produkt die Schwelle zur klinischen Prüfung erreichen. Das Ziel besteht darin, den Eintritt in frühe klinische Studien (First-in-Human) zu beschleunigen und somit den Transfer patientenrelevanter Innovationen in die medizinische Versorgung substanziell zu fördern. „Unser Ziel ist es, Projekte so weit zu entwickeln, dass sie Anschlussfinanzierungen durch öffentliche Mittel oder Investoren erhalten können“, betont Prof. Dr. Martin Zörnig, Geschäftsführer der ForTra. „So schaffen wir die Brücke, damit innovative Forschung schneller den Weg zu Patientinnen und Patienten findet – unabhängig vom Krankheitsbild oder der Marktgröße.“ Ein Beispiel für diese Brückenfunktion ist die aktuelle GMP-Ausschreibung der ForTra zur Förderung der Herstellung neuer Arzneimittelkandidaten unter Good-Manufacturing-Practice-Bedingungen. Von den 37 eingereichten Projektskizzen der Ausschreibungsrunde 2025 werden ab sofort sechs Projekte mit insgesamt 4,7 Millionen Euro gefördert. Eines dieser Projekte widmet sich einer drängenden Herausforderung in der Infektionsmedizin. Forschende des Universitätsklinikums Köln um Prof. Dr. Dr. Jan Rybniker und Dr. Alexander Simonis haben vielversprechende, vollständig humane Antikörper identifiziert. Diese neutralisieren gezielt einen zentralen Virulenzfaktor des multiresistenten Bakteriums Pseudomonas aeruginosa. Das Bakterium verursacht insbesondere bei immungeschwächten und beatmeten Patientinnen und Patienten schwere Infektionen. Die Antikörper richten sich gegen das Typ-III-Sekretionssystem des Erregers und zeigen in präklinischen Modellen eine deutlich höhere Wirksamkeit als bisher verfügbare antikörperbasierte Ansätze. Das Ziel des Projekts besteht darin, diese Antikörper zu einer neuartigen, zielgerichteten Therapie zur Behandlung und Prophylaxe antibiotikaresistenter Infektionen weiterzuentwickeln. Doch auch vor der ersten klinischen Studie gibt es eine entscheidende Hürde: die komplexen regulatorischen Anforderungen. Genau hier setzt eine neue Ausschreibung der ForTra an, die im Sommer 2025 erstmals veröffentlicht wurde. Sie finanziert Beratungsleistungen spezialisierter Consulting-Unternehmen zur Vorbereitung und Durchführung von Orientierungsgesprächen und „Scientific Advice Meetings“ mit den zuständigen regulatorischen Behörden. In diesen Gesprächen wird über die präklinischen Voraussetzungen für eine mögliche Genehmigung der geplanten klinischen Studie diskutiert und die weitere Projektentwicklung daran angepasst. Für jedes von einem unabhängigen Expertengremium ausgewählte Projekt stellt die ForTra bis zu 100.000 Euro bereit. Das Ziel besteht darin, Projektleiterinnen und Projektleiter optimal auf Gespräche mit dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) oder dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) vorzubereiten – und sie bei diesen Terminen zu begleiten. Antragsberechtigt sind forschende Medizinerinnen, Mediziner sowie Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler an gemeinnützigen Forschungseinrichtungen, deren Projekte bereits erste präklinische Daten aufweisen und den Start einer klinischen Studie zum Ziel haben. Die aktuelle Ausschreibung ist bis zum 1. Oktober geöffnet. Die Auswahl der zu fördernden Projekte soll voraussichtlich bis Ende des Jahres erfolgen. Damit setzt die ForTra ein klares Signal: Forschende, die kurz vor dem Sprung in die Klinik stehen, sollen nicht an regulatorischen Hürden scheitern. Kontakt: Prof. Dr. Martin Zörnig Geschäftsführer der ForTra gGmbH für Forschungstransfer der Else Kröner-Fresenius-Stiftung E-Mail: m.zoernig@fortra-forschungstransfer.de Telefon: +49 61728975-12

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