23.03.2021

Agiles Arbeiten und die digitale Transformation der Healthcare-Branche – Interview mit Tanja Rohark, CEO von Digital Chameleon

Der Einsatz digitaler Technologien verändert den Gesundheitssektor in beispiellosem Tempo und bietet innovative Möglichkeiten, um bessere Ergebnisse im Gesundheitswesen zu erzielen. Warum die digitale Transformation im Healthcare-Bereich aktuell relevanter denn je ist, erzählt Tanja Rohark von Digital Chameleon im Interview. Die Gründerin der Strategieberatung für digitale Transformation im Gesundheitswesen kennt die Szene und gibt ganz persönliche Einblicke in ihre Motivation und die Herausforderungen von Healthcare Start-ups.

Frau Rohark, warum ist gerade in Zeiten der Krise die Digitalisierung des Gesundheitswesens so relevant wie noch nie?
COVID-19 und die daraus entstehende Krise betrifft alle Lebensbereiche. Gerade im  Hinblick auf Kapazität, Leistung und Kosten setzt sie das Gesundheitswesen unter enormen Druck. Eine allumfassende medizinische Versorgung für jeden Einzelnen muss auch in dieser Ausnahmesituation weiterhin gewährleistet sein und bedingt ein Umdenken und Akzeptanz bezüglich digitaler Lösungen im Gesundheitswesen.

Um dem Druck und steigenden Kosten entgegenzuwirken, gilt es Prozesse mithilfe von Digitalisierung effizienter und letztendlich kostensenkender zu gestalten. Zum einem geschieht dies im Bereich der Telemedizin in Form von digitalen Medizinprodukten (SaMD) oder eHealth Plattformen und zum anderen ebenfalls in Form von digitaler Optimierung interner Abläufe innerhalb des Gesundheitswesens. So ermöglichen bestimmte digitale Medizinprodukte z.B. eine Messung, die zuhause vom Patienten selbst durchgeführt und mittels Datenübertragung anderorts empfangen und ausgewertet werden kann. Im stark regulierten Life Sciences-Bereich mit hoher Dokumentationspflicht entlasten digitalisierte Prozesse den Arbeitsalltag des Ärzte- und Pflegepersonals ungemein, sparen Zeit ein und erlauben ihnen, sich wieder stärker auf ihre Kerntätigkeit zu konzentrieren.

Es gilt in dieser Krise die Chance für digitale Anwendungen zu erkennen und zu fördern.  Digitale Technologien spielen eine wichtige und bedeutende Rolle bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie und durch die Krise ist eine Art Katalysator-Effekt auf die Digitalisierung entstanden.

Welchen Wandel konnten Sie im Gesundheitswesen bisher beobachten und wie blicken Sie in die Zukunft?
Der Ausnahmezustand der Pandemie hat, wie bereits angedeutet, zu einer Art Defreezing von eHealth und Digital Health in Versorgungsprozessen geführt. Viele tauen langsam auf, öffnen sich für digitale Tools und Technologien, etablieren digitale Prozesse – kurz: Die Akteure im Gesundheitswesen realisieren, dass eine Transformation im digitalen Healthcare Bereich stattfindet und es an der Zeit ist, umzudenken und umzudisponieren. Bessere medizinische Versorgung durch die Digitalisierung von Medizinprodukten, kürzere und optimierte Wege innerhalb der Organisation des Gesundheitswesens, multidisziplinäre Plattformen, die den Zugriff und Austausch von Daten zwischen der MedTech, BioTech und Pharmaindustrie vereinfachen und somit ein “connected digital Ecosystem” bilden und die Integration von IT Solutions sind zum “State of the Art” geworden und weiterhin im steten Wandel. Wir haben diesen Trend bereits früh erkannt und sehen hier die Chance, die Vorteile unserer agilen und innovativen Arbeitsweise als Best Practice unter Beweis zu stellen. Die Vereinigung von Business Prozess Excellence und Quality Management mit der Unterstützung von integrierten IT Solutions bildet für unsere Kunden ein essentielles Framework, um auf dem Markt bestehen zu können. Agile eQMS Lösungen, die zugleich prozessoptimiert und compliant sind, werden Teil der Wertschöpfungskette.
Wie hat sich die Corona Krise auf Ihr Unternehmen ausgewirkt und welche Chancen haben sich dadurch für Ihr Start-up ergeben?
Dank unserer agilen Arbeitsweise sind unsere Mitarbeiter mit allen notwendigen Tools ausgestattet und waren zu jedem Zeitpunkt trotz der aktuellen COVID-19 Situation voll einsatzfähig. Die flexible, adaptive und digitale Methodologie unseres Unternehmens ermöglicht es uns, unsere Kunden auch remote wertvoll, effektiv und vertrauensvoll zu betreuen. Unsere Projekte werden daher von der derzeitigen Entwicklung glücklicherweise nicht negativ beeinflusst.

Wir haben die Zeit erfolgreich und effizient für unsere Innovationen genutzt und uns mit Elan und Kreativität den zukunftsweisenden Trends gewidmet. Unter Anwendung von Customer Journeys & Design Thinking konnten wir aus einem anfänglichen Mix aus Einzelprodukten ganzheitliche End-to-End Solutions für unsere Kunden entwickeln, um sie auf ihrer ganz individuellen “Digital Transformation” Reise als Gefährte zu begleiten. Zudem haben wir den Kontakt zu anderen Start-ups und Unternehmen vertieft und sind spannende und vielversprechende Kollaborationen eingegangen, die es uns ermöglichen unser Portfolio weiter auszubauen und Turn Key Solutions aus einer Hand zu liefern. Generell konnten wir unseren 360° Holistic Ansatz noch einmal vertiefen und auf das nächste Level bringen. Zum einen spiegelt sich das in unseren Produkten wider: Hier haben wir die Bereiche Qualität & Compliance mit Integrated IT Solutions eng miteinander verbunden, um somit Business Prozess Excellence zu erreichen. Zum anderen haben wir unsere Methodologie unter Berücksichtigung von digitalem Reifegrad, Unternehmenskultur und Prozesse unserer Kunden weiterentwickelt, um unsere Services und Lösungen maßgeschneidert auf ihre individuellen Bedürfnisse anzupassen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Krise uns die Chance geboten hat, uns weiterzuentwickeln und zu wachsen. Das hat uns den nötigen Schwung verschafft, aus den “Start-up” Schuhen heraus zu wachsen und Digital Chameleon auf die nächste Stufe zu bringen.

Was macht Ihr Unternehmen zu einem Start-up und welchen Herausforderungen mussten Sie sich zu Beginn stellen?
Nach Jahren in verschiedenen globalen Unternehmenspositionen und Projekten im regulierten Life-Science und Gesundheitssektor, wollte ich ein Unternehmen gründen, das es in so einer Form in dieser Branche noch nicht gab und sich von Mitstreitern abhebt: Eine inhabergeführte Digital Health Strategy Advisory mit weiblichen CEO, die neue Wege in Quality & Compliance eröffnet, um die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben. Diese innovative Geschäftsidee und das hohe Wachstumspotenzial machen Digital Chameleon zu einem einzigartigen Start-up, das passend am Weltfrauentag 08.03.2019 von mir gegründet wurde.

Neben den finanziellen Aspekt – Digital Chameleon ist ein eigenfinanziertes Start-up – war das Festhalten an der eigenen Idee und Vision von Beginn an die grösste Challenge. Der feste Glaube daran, dass die Digitalisierung im Healthcare Bereich unaufhaltsam und zukunftsweisend ist und immenses Potenzial birgt, die veralteten Prozesse aufzubrechen und zu transformieren, war mein Motor. Ich wollte es anders/ besser machen und den Markt von dieser neuen Methodik überzeugen. Bei Zweifeln, Gegenwind und Kritikern den Mut und einen kühlen Kopf zu bewahren und an meiner Vision festzuhalten, waren die größten persönlichen Herausforderungen.

Wie schaffen Sie für Ihre Mitarbeiter ein modernes Arbeitsumfeld und welche Werte sind Ihnen dabei besonders wichtig?

Um in dieser boomenden Industrie auf dem neusten Stand zu bleiben, braucht es eine dynamische Unternehmenskultur. Unsere Philosophie setzt auf Offenheit, Diversität und Agilität. Im Einklang mit unserem disruptiven Ansatz fördern wir die Andersartigkeit innerhalb unseres Teams, da sich aus verschiedenen Perspektiven, Persönlichkeiten und Erfahrungen neue spannende und kreative Ansätze ergeben.

Digital Chameleon soll ein offenes, diverses und modernes Arbeitsumfeld darstellen, das es den Mitarbeitern ermöglicht, sich zu entfalten, entwickeln und ihre individuellen Talente zu fördern oder gar zu entdecken.  Deshalb war von Beginn an die Talentförderung durch kollegiales Coaching und individuelle und regelmäßige Weiterbildungen besonders wichtig für mich. In unseren Teams lernen Seniors und Juniors mit- und voneinander. Um das gesammelte Wissen und die gesammelten Erfahrungen unseres Teams effizient und nachhaltig zu nutzen, haben wir binnen des letzten Jahres ein internes Knowledge & Training Department aufgebaut, das allen Mitarbeitern Zugriff auf Golden Standards, Templates und Trainingsunterlagen bietet. Unter Agilität verstehe ich ebenfalls die Möglichkeit für unsere Mitarbeiter sich innerhalb des Unternehmens interdisziplinär zu entwickeln und ihr Potenzial bestmöglich einzusetzen.

Als moderne und internationale Firma ist es mir wichtig, dass unsere Mitarbeiter selbst entscheiden können, wann, wie und wo sie arbeiten und dafür geben wir alles.  Wir glauben, dass diese Freiheit jedem Teammitglied hilft, seine Produktivität und Verantwortung zu steigern. Wir wollen das Talent unserer Mitarbeiter entwickeln und es nicht verwalten. Mitarbeiter haben unterschiedliche Lebensumstände, Biorhythmen und Präferenzen.  Deshalb geben wir jedem die Autonomie, seinen besten Service zu bieten. Für uns ist es eine echte Win-Win-Situation. Wenn unsere Mitarbeiter mehr Kontrolle über ihre Arbeitsweise erlangen, wird unsere Organisation reaktionsschnell und effektiv.

Das Prinzip der Agilität ist in Ihrer Firma sehr tief verankert. Wie gelingt Ihnen die Umsetzung?
Agiles Arbeiten ist für mich der Schlüssel zum Erfolg, sowohl mit Hinblick auf unsere Kunden als auch auf unser Team. Agilität ermöglicht ein exploratives und selbstgesteuertes Handeln. Es ermöglicht eine rasche Anpassung an stets wechselnde Begebenheiten und die sofortige Wahrnehmung von sich neu bietenden Chancen und lässt zugleich keine starren und trägen Strukturen aufkommen.

Mir ist es wichtig, dass Agilität auch tatsächlich Tag für Tag innerhalb von Digital Chameleon gelebt wird. Deshalb versuche ich als bestes Beispiel voran zu gehen und integriere unser Prinzip WORK AGILE in all unsere internen Prozesse – egal ob Meeting Kultur, Handlungsprinzipien, Workshops, Business Canva Modelle oder Retrospektiven & Lessons learned.

Es ist natürlich schwierig, diese Freiheit den Prozessen unserer Kunden anzupassen, aber aus unserer Erfahrung ist es nicht unmöglich. Wir kommunizieren offen mit unseren Kunden, wie wir unser WORK AGILE-Prinzip in das Projekt integrieren werden - natürlich immer angepasst an die Bedürfnisse und Bedingungen des jeweiligen Kunden. Um diesen Prozess zu optimieren und neue Wege, Methoden und einen solchen Change möglichst reibungslos und erfolgreich durchzuführen, haben unsere HR-Beauftragte und ich selbst eine Weiterbildung zum Change-Management Coach absolviert. Wir sind der festen Überzeugung, dass das Prinzip der Agilität, das wir extern anwenden möchten nur funktioniert, wenn es auch tatsächlich intern gelebt wird.

Wo liegen gerade für Healthcare Start-ups die Schwierigkeiten in der Gründung eines agilen Unternehmens?
Oft werden die regulatorischen Anforderungen, die zu erfüllen sind, unterschätzt. Außerdem reicht die reine Dokumentation von Prozessen reicht nicht. Die Prozesse müssen tatsächlich gelebt werden. Zuletzt sollte ein teamübergreifendes Verständnis von Agilität geschaffen werden.
Wann sollten Start-ups Ihrer Meinung nach, die Werte ihres eigenen Unternehmens definieren – gibt es dafür einen bestimmten Zeitpunkt? 
Die Gründung eines Unternehmens setzt in jedem Fall eine klare Vision voraus, zu der auch die Unternehmenskultur gehört. Mir ist bewusst, dass das Formulieren von Unternehmenswerten klassischerweise bei der Unternehmensgründung “abgefragt” wird. Persönlich verfolge ich diesen Ansatz nicht unbedingt. Viel wichtiger als das Aufstellen von Werten, die z.T. fast wie “Gebote” wirken, finde ich es als Führungskraft die Werte, die ich mit Digital Chameleon verbinde, selbst vorzuleben. Ich bin der Auffassung, dass nur so eine organische und wahrhaftige Form der Unternehmenskultur entstehen kann. Mitarbeiter, die sich mit diesen gelebten Werten und der sich somit ergebenden Unternehmenskultur identifizieren können, werden automatisch dazu beitragen, diese mit aufzubauen und zu leben – ohne dass sie durch vordefinierte Werte diktiert wird. Die Gewichtung verschiedener Themen und Aspekte kann natürlich im Laufe der Unternehmensentwicklung variieren. Bei einem wachsenden Team stellen z.B. Themen wie Werte in Bezug auf Kommunikation oder Transparenz neue Herausforderungen dar.

Wie bereits erwähnt, fördern wir die Andersartigkeit innerhalb unseres Teams und ich bin der festen Überzeugung, dass wie in allen anderen Lebensbereichen auch, Menschen mit gemeinsamen Werten und Visionen auf natürlich Art zusammenfinden und gemeinsam etwas Großes erschaffen können.

Müssen sich Healthcare Start-ups intensiver mit ihren Werten auseinandersetzen als Start-ups aus anderen Branchen?
Persönlich sehe ich die Herausforderung von Start-ups aus dem Healthcare Sektor im Vergleich zu anderen Branchen nicht unbedingt in der intensiveren Auseinandersetzung mit den eigenen Unternehmenswerten. Viel mehr sehe ich die Herausforderungen in den vielzähligen Beschränkungen, die das stark regulierte Feld im Gesundheitswesen mit sich bringt. Dazu zählen auch die erhöhten sicherheitsrelevanten Anforderungen (Data & IT Security) und der erschwerte Zugang zu fundierten Datenquellen, da die Nutzung von Gesundheitsdaten bestimmten Richtlinien unterliegt.
Ihr Unternehmen wird überwiegend von Frauen getragen. Was können Sie Unternehmen empfehlen, um Arbeitsplätze für Frauen in der Tech-Branche attraktiver zu machen?
Im Grunde genommen drehen wir bei diesem Thema wieder eine Schleife zur Unternehmenskultur. Sind Chancengleichheit und Gleichberechtigung ein fester Bestandteil der Firmenkultur und werden diese Werte ebenfalls vollends innerhalb des Unternehmens tagtäglich gelebt, wird dieses Unternehmen automatisch attraktiv auf potenzielle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wirken. Persönlich finde ich, dass gerade durch diese Unterscheidung manchmal das Thema “Chancengleichheit” untergraben wird, da Chancengleichheit und Gleichberechtigung Gender Neutrality eigentlich voraussetzen. Wie bereits erwähnt, ist Diversität innerhalb des Teams bei Digital Chameleon willkommen und diese umfasst weitaus mehr als nur das Geschlecht. Als Arbeitgeber finde ich es wichtig sich zu öffnen und Bewerbern gleichermaßen Chancen einzuräumen ungeachtet ihrer Herkunft, sexuellen Orientierung, Lebensumständen oder anderen Faktoren.
Welche Erfahrungen haben Sie als Gründerin in einem sehr männlich dominierten Tech-Umfeld gemacht?
Zugebenermaßen bin ich selber als Frau innerhalb der Tech Branche auf sehr wenig Vorurteile gestoßen und habe kaum schlechte Erfahrungen gemacht. Etwas anders verhält es sich im Quality & Regulatory Bereich – dort heißt es manchmal einen kühlen Kopf bewahren und durch Know-How punkten, um Vorurteile aus dem Weg zu räumen.
Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern aus eigener Erfahrung mit auf den Weg geben?
 

Über Tanja Rohark

Tanja Rohark ist Gründerin der Strategieberatung Digital Chameleon. Das Start-up setzt sich für die digitale Transformation im Gesundheitswesen ein und verfolgt die Vision, mit innovativen Services den Umgang mit qualitätsrelevanten Themen zu revolutionieren. Dazu möchte das Team die statische Herangehensweise an das Qualitätsmanagement transformieren und eine agile, prozessorientierte und weitgehend papierlose Arbeitsweise zu etablieren.

 

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Rückenwind für den letzten Schritt in die Klinik: ForTra fördert GMP-konforme Herstellung neuer Arzneimittelkandidaten und regulatorische Beratung

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Vom Labor zur ersten Anwendung am Patienten: Dieser kritische Übergang erfordert nicht nur wissenschaftliche Exzellenz, sondern auch die Bewältigung komplexer regulatorischer, technischer und finanzieller Anforderungen. Die gemeinnützige ForTra gGmbH für Forschungstransfer der Else Kröner-Fresenius-Stiftung (ForTra) fokussiert ihre Förderung gezielt auf diese translationale Endphase: Projekte, bei denen ein neuartiger Arzneimittelkandidat, eine innovative Therapieform oder ein medizintechnisches Produkt die Schwelle zur klinischen Prüfung erreichen. Das Ziel besteht darin, den Eintritt in frühe klinische Studien (First-in-Human) zu beschleunigen und somit den Transfer patientenrelevanter Innovationen in die medizinische Versorgung substanziell zu fördern. „Unser Ziel ist es, Projekte so weit zu entwickeln, dass sie Anschlussfinanzierungen durch öffentliche Mittel oder Investoren erhalten können“, betont Prof. Dr. Martin Zörnig, Geschäftsführer der ForTra. „So schaffen wir die Brücke, damit innovative Forschung schneller den Weg zu Patientinnen und Patienten findet – unabhängig vom Krankheitsbild oder der Marktgröße.“ Ein Beispiel für diese Brückenfunktion ist die aktuelle GMP-Ausschreibung der ForTra zur Förderung der Herstellung neuer Arzneimittelkandidaten unter Good-Manufacturing-Practice-Bedingungen. Von den 37 eingereichten Projektskizzen der Ausschreibungsrunde 2025 werden ab sofort sechs Projekte mit insgesamt 4,7 Millionen Euro gefördert. Eines dieser Projekte widmet sich einer drängenden Herausforderung in der Infektionsmedizin. Forschende des Universitätsklinikums Köln um Prof. Dr. Dr. Jan Rybniker und Dr. Alexander Simonis haben vielversprechende, vollständig humane Antikörper identifiziert. Diese neutralisieren gezielt einen zentralen Virulenzfaktor des multiresistenten Bakteriums Pseudomonas aeruginosa. Das Bakterium verursacht insbesondere bei immungeschwächten und beatmeten Patientinnen und Patienten schwere Infektionen. Die Antikörper richten sich gegen das Typ-III-Sekretionssystem des Erregers und zeigen in präklinischen Modellen eine deutlich höhere Wirksamkeit als bisher verfügbare antikörperbasierte Ansätze. Das Ziel des Projekts besteht darin, diese Antikörper zu einer neuartigen, zielgerichteten Therapie zur Behandlung und Prophylaxe antibiotikaresistenter Infektionen weiterzuentwickeln. Doch auch vor der ersten klinischen Studie gibt es eine entscheidende Hürde: die komplexen regulatorischen Anforderungen. Genau hier setzt eine neue Ausschreibung der ForTra an, die im Sommer 2025 erstmals veröffentlicht wurde. Sie finanziert Beratungsleistungen spezialisierter Consulting-Unternehmen zur Vorbereitung und Durchführung von Orientierungsgesprächen und „Scientific Advice Meetings“ mit den zuständigen regulatorischen Behörden. In diesen Gesprächen wird über die präklinischen Voraussetzungen für eine mögliche Genehmigung der geplanten klinischen Studie diskutiert und die weitere Projektentwicklung daran angepasst. Für jedes von einem unabhängigen Expertengremium ausgewählte Projekt stellt die ForTra bis zu 100.000 Euro bereit. Das Ziel besteht darin, Projektleiterinnen und Projektleiter optimal auf Gespräche mit dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) oder dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) vorzubereiten – und sie bei diesen Terminen zu begleiten. Antragsberechtigt sind forschende Medizinerinnen, Mediziner sowie Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler an gemeinnützigen Forschungseinrichtungen, deren Projekte bereits erste präklinische Daten aufweisen und den Start einer klinischen Studie zum Ziel haben. Die aktuelle Ausschreibung ist bis zum 1. Oktober geöffnet. Die Auswahl der zu fördernden Projekte soll voraussichtlich bis Ende des Jahres erfolgen. Damit setzt die ForTra ein klares Signal: Forschende, die kurz vor dem Sprung in die Klinik stehen, sollen nicht an regulatorischen Hürden scheitern. Kontakt: Prof. Dr. Martin Zörnig Geschäftsführer der ForTra gGmbH für Forschungstransfer der Else Kröner-Fresenius-Stiftung E-Mail: m.zoernig@fortra-forschungstransfer.de Telefon: +49 61728975-12

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